Norb Payr - Sunday Mornings

Art.Nr.: CD pump 52-2011
14,00 €

CD pump 52-2011

Die Vinyl-Edition dieser CD ist hier erhältlich: www.dornbach-records.com 
Norb Payr: Vocals, Bass, Acoustic guitars, Blues harp, Cajon Roby Colella: Pedal steel & Electric guitar 
Ed Schnabl: Mandolin 
Francesca Spolaor: Vocals 
Gernot Feldner: Piano/Organ 
Klaus Trifich: Drums 
Gäste: 
Johannes Thanhofer: Guitar 
Ted Snydal: Vocals 
Thomas Meitz: Additional programming (Cello) 
Mirko Rozic: Fender Rhodes Piano 
 

Pressetext von Andreas Unterweger: 


"Ich hätte gern viele Gedichte so einfach geschrieben wie Songs", heißt es in Rolf Dieter Brinkmanns Gedichtband Westwärts 1 & 2 (1975). Dieser schöne Satz sagt viel darüber aus, wie schwierig es ist, Gedichte zu schreiben – verschweigt aber, dass Songs, in Wirklichkeit, die komplexere Gattung sind. Schließlich werden diese, wie jede Art von Musik, nicht nur "geschrieben", sondern auch gemacht: auf das Komponieren folgt das Musizieren, das Arrangieren, Produzieren, Kommunizieren (mit der Band, dem Tontechniker …), sprich: eine Reihe weiterer eigener Wissenschaften, die jede für sich neue Schwierigkeiten heraufbeschwört … Dass es Songs gibt, die am Ende dieses komplizierten Prozesses immer noch einfach klingen – "einfach genug (…) wie eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus" (Brinkmann) –, ist eines jener Wunder, die Popmusik zu vollbringen imstande ist. Norb Payr schreibt, nein: macht, genau solche Songs. 

Wenn ich mich richtig erinnere, hätte Norb Payrs zweites Soloalbum eine "ganz einfache" Platte werden sollen. Vor neun Monaten landete es, unter dem schlichten Titel "Demo 1", erstmals im Bauch meines CD-Players. Dort liegt es heute noch, eine Schwangerschaft später – allerdings hat sich Norbs Baby mittlerweile prächtig entwickelt. Ließ sich anfangs nur ein zartes, von Stimme und Gitarre gestütztes Rückgrat erahnen, so lachten mir beim nächsten Hineinhören schon Pedal Steel-Soli (von Roby Colella) und Mandolinen-Läufe (Ed Schnabl) entgegen. Bald folgten E-Gitarren, Orgel, Akkordeon usw. – je näher die Fertigstellung des Albums rückte, desto weiter war es von der sparsamen Instrumentierung, die ich erwartet hatte, entfernt. Es spricht für Norb Payrs Songmacher-Qualitäten, dass die Stücke nun trotz elfköpfiger Band nicht überladen wirken, sondern immer noch: einfach. Ich drücke auf Play – im Zimmer öffnet sich eine Tür, die es hier sonst nicht gibt. 

Wenn ich den Song Sunday Morning von Norb Payr höre (oder auch A Ride On A Train, It Will Take No Time – und wie auch immer sie heißen), ist all das, was ich nie erlebt habe, wieder da: der Sonnenaufgang, den ich nie gesehen habe, der Freund, den ich nicht kenne, der Grand Café in der Bahnhofskneipe von Perpignan, wo ich nie gewesen bin … Im Zug dann, den ich nie genommen habe, sitzt mir ein Mädchen gegenüber – mit Farben in den Augen, die keiner malen kann. Sie ist die Frau, die ich will, und ich werde sie niemals bekommen, doch wenn ich ihr beim Träumen zuschaue, vergesse ich, dass wir uns nie begegnet sind. Ich gebe ihr Feuer (das ich nicht habe) – mehr habe ich nicht … Draußen jagen Bäume vorbei, Berge und Blumen, ein Pferd galoppiert durch die mondhelle Nacht. Wir sind auf dem Weg nach Hause, wo auch immer das ist. Dieser Zug wird nie halten. Dieser Song wird nie enden. Ich wünschte, ich könnte Gedichte schreiben wie ihn.